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17.1.04 - Jawoll wir kommen mal wieder ausse Klotschen! Heute geht's dann wirklich mal nach Agadir. Allerdings lassen wir die LKWs am Strand stehen und fahren mit dem Bus. Einfach irgendwo an die Straße stellen und wenn der Bus nach ca. 10 Min. kommt den Arm raus. Soweit die Theorie. Die Praxis funktioniert interessanterweise auch. Wir also vier Touris und dazu noch mit Hund (ist eigentlich nicht zugelassen interessiert aber keinen) rein in den Bus. Das Ticket für die knapp 20km kostet 3,30 Dirham (ca. 33cent). Die Einheimischen gucken uns schon etwas komisch an, dass wir "reichen" Europäer nicht mit einem Grand Taxi fahren. Eine gute halbe Stunde später stehen wir also in Agadir. Man merkt schon das man sich in einer Großstadt befindet. Das ganze Stadtbild wirkt recht modern und die Menschen sind schon recht aufgeschlossen. Wir durchstreifen die Souqs hinter den Stadtmauern und kämpfen uns durch das Gewühl. Irgendwo mittendrin kommen wir, bei einem sagen wir mal "Eisen-Karl", vorbei. Da ich auf der Suche nach einem größeren Gaskocher bin, schauen wir uns in seinem Sortiment etwas um. Mitten drin steht einer der mit gefällt. 3,8kw in Gußeisen. Auf meine Nachfrage nach dem Preis deutet mir "Karl" an, das er für das gute Stück 60 Dirham haben will. Ich gucke etwas ungläubig und frag vorsichtshalber noch einmal nach, worauf mir "Karli" erneut versichert das er 60 Dirham haben will. Mit Druckregler und fünf Metern Schlauch soll das ganze 120 Dirham kosten. Bei solchen Preisen sollte man zuschlagen. Kurzerhand kaufe ich ihm zwei Brenner mit Regler etc. ab. In Deutschland währe ich sicher ein vielfaches teuerer weg gekommen. Ausserdem nehmen wir noch einen kleinen Tee-Kessel mit. In Marjane hatten wir einen Bund Minze mit genommen um selber einmal Tee auf marokkanische Art zuzubereiten. Schwer bepackt (ja, ja, lass uns doch gleich zwei Brenner kaufen. Nein, das ist ganz leichter Eisenguß!) geht es Richtung Straße. Auf dem Weg in die Stadt strahlte uns ein McDonalds an. Irgendwie heute mal was ganz anderes. Also nichts wie rein. Für das, was wir hier bezahlen könnten wir in den Souqs locker eine Woche essen, aber die Unvernunft siegt. Die Marokkaner die sich hier auf halten, setzen sich deutlich vom Rest ab. Frauen in halzbrecherischen Stilettostiefeln und vorsichtig ausgedrückt körperbetonter Kleidung (incl. Bauchfrei) sind nicht unbedingt das, was man hier täglich auf den Straßen sieht. Die Jungs würde ich mal überheblich als Snobs bezeichnen. Im Grunde also Gutbetuchte. Nun zurück zum Busbahnhof und los geht die Rückfahrt. Diesmal ist der Bus voll besetzt und wieder die verwunderten Blicke der Einheimischen. Und nun merkt man, dass Marokko den Sprung ins 21. Jahrhundert probt. Irgendwo schellt ein Handy und sogleich suchen diverse Mitreisende nach ihren Handys. Egal ob Männer in T-Shirt und Jeans oder in traditioneller Kleidung. Als der Angerufene dann endlich sein Handy findet, dürfen auch alle mithören was er zu sagen hat. Wobei hier im Bus sowieso schon ein Gemurmel herrscht. Irgendwie kennt hier wohl fast jeder jeden und an jeder Haltestelle (also da wo einer den Arm gehoben hat) steigt wieder jemand ein der wiederum jemanden kennt, so das irgendwie jeder mit jedem brabbelt. Irgendwie schon lustig. Wir Touris mitten drin werden natürlich auch mit in das Geschehen einbezogen und man verständigt sich mit Händen und Füßen. Die Rückfahrt war übrigens teuer, da es auf der Strecke mehrere Busunternehmen gibt haben wir jetzt eines erwischt das 4 Dirham für die Fahrt haben will. Dafür ist der Bus aber auch etwas moderner. (Auf der Hinfahrt war es doch schon ein etwas betagterer Bus) An den LKWs angekommen werden die Kocher direkt ausprobiert. Es gibt Minz-Tee. Die Mischung gelingt uns recht gut und so schlürfen wir genüsslich unser Heißgetränk und genießen den Sonnenuntergang. |
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18.1.04 Sandra und ich wollen heute noch etwas weiter ziehen. Da Markus und Christiane noch etwas länger Urlaub haben, bleiben sie noch in Agadir. Wir machen uns auf den Weg Richtung Marrakesch. Knappe 300km liegen vor uns. Laut unserer Karte eine Hauptverbindungsroute quer durch das Gebirge. So bewältigen wir heute knapp 1400 Höhenmeter. Wobei Marrakesch nur auf 400m liegt. Wir schlängeln uns durch das Gebirge und gondeln die Straße entlang. An einem Berg setze ich an, um einen alten Bedford LKW zu überholen (der sich mit 30km/h den Berg hoch quält). Leider übersehe ich die durchgezogene Linie und dummerweise übersehe ich auch die Polizisten an der Bergkuppe. Oben darf ich also erst einmal anhalten und eine Penalti von 40Dirham bezahlen (eine Drive Trough Penalti wie in der Formel 1 währe mir lieber gewesen). Dem Benzfahrer der direkt vor uns auch überholt hat, geht es aber nicht besser. Weiter Richtung Marrakesch. Schon 20km vor der Stadt wird die Besiedlung dichter und einige Städte grenzen direkt aneinander an und machen Marrakesch zu einer riesigen Metropole. Der Verkehr hier ist noch eine Spur wuseliger als im restlichen Land. Sandra kann es sich nicht verkneifen mir unter die Nase zu halten, das mein Fahrstil mittlerweile schon sehr Marokkanisch sei. Würde ich hier jedoch fahren wie in Deutschland, währen wir immer noch am Ortseingang und wurden nicht voran kommen. Die Hupe ist schon eine tolle Erfindung. Relativ zügig finden wir einen Campingplatz etwas ausserhalb. (31.42.938N 8.4.806W). So können wir mal wieder unseren Müll entsorgen und endlich mal wieder richtig duschen. Da hier sonst nichts los (auf dem Platz ist noch ein Joghurtbecher französischer Herkunft) ist, gönnen wir uns abends noch The Matrix 3 bei Chips und Cola (ok der Sound ist nicht ganz wie im Kino aber ok) |
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19.1.04 Wir entscheiden uns den zweiten Campingplatz in Marrakesch aufzusuchen in der Hoffnung, dass dieser näher am Ort liegt, so dass wir bequem und bezahlbar in die Stadt kommen. Der andere Campingplatz ist nicht viel näher (wie sich hinterher herausstellt), dafür gibt es aber eine Sammeltaxi das uns hin (da wir alleine sind) für 40 Dirham fährt uns abends mit mehrerern für 20 Dirham wieder ab holt. Von unseren Nachbarn am Platz (710 Kurzhauber aus Bad Kreuznach) bekommen wir noch den Tip auf jeden Fall bis einbruch der Dunkelheit am Gauklerplatz zu bleiben. Wir durchqueren aber erst einmal die Soux. Im Grunde Krimskrams und Allerlei wie überall nur von der Größe einer Kleinstadt. Vier Stunden durchqueren wir die Gassen. Momo legt mittlerweile eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Gedränge an den Tag, dass neben ihr eine mittlere Atombombe einschlagen könnte und sie würde es nicht mit bekommen. Sandra gönnt sich eine Jelhaba (wie auch immer man das schreibt). Für Nichteingeweite eine Art Obi Wan Kinobi Kutte. Meine Mom gab mir noch den Auftrag einige Gewürze mitzubringen. Vor allem Safran wäre interessant. Ich soll aber auf den Preis achten. An einem Stand hinter dem ein weißhaariger Man steht bleiben wir stehen. Wir sprechen kein Französisch, er kein Englisch. Irgendwie klappt die Kommunikation aber recht problemlos und wir alle haben unseren Spaß dabei. Für ein Kilo Safran will der gute 40 Dirham. Wir nehmen für 62,50 Dirham diverse Gewürze von Pfeffer über Paprika bis Chilli sowie einige nicht definierbare aber lecker riechende Gewürze mit. Gegen 18.00 Uhr treffen wir am Platz vor den Soux ein. Mittlerweile haben sich hier eine riesige Anzahl von Fressalienständen aufgebaut. Alle "Köche" in weissen Kitteln. Dazwischen dröhnen kleine Stromaggregate, die für etwas Licht sorgen. (Leider ist es schon zu dunkel zum fotografieren. Ich hoffe mal die Bilder auf der Analog-Kamera werden was) Das ganze wird von Trommeln und Dudelquäken übertönt. Dazwischen Gaukler und Geschichtenerzähler (wir verstehen nur kein Wort, es sieht aber trotzdem interessant aus, mit welchen Gebärden und Ausdrucksstärke hier erzählt wird). Wir bleiben an einem Stand hängen und geniessen Fleischspieße und Tintenfischringe. Schon ist es kurz vor 19.00 Uhr und unser Taxi wartet. So überqueren wir einige Hauptstraßen die in Deutschland zweispurig wären. Hier werden sie vierspurig plus eine nicht mehr überschaubare Menge von Moppeds befahren. Ohne Verletzungen und platte Füße erreichen wir die andere Straßenseite. Vorbei an einigen Eselskarren und Handkarren (die nicht weniger klein sind) holt uns unser Fahrer am vereinbarten Ort wieder ab. Mit dem LKW hätte das hier keinen Sinn gehabt. Die Straßen sind rammelvoll, und Parken ist mehr oder weniger unmöglich. Am LKW angekommen such ich erst einmal die noch nicht benutzten Gefrierboxen heraus (Nein keine Tupperdosen), um den Pfeffer den wir gerade erstanden haben zu verpacken. Das Zeug riecht durch die Tüte so stark, dass sich in den wenigen Augenblicken, die er im LKW liegt, schon den ganzen Raum durchzogen hat. Momo macht es sich in der Zwischenzeit schon gemütlich und lässt sich durch Nichts und Niemanden wieder wecken. Na dann mal gute Nacht. |
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20.1.04 - On the road again! Heute soll es grob Richtung Norden gehen. Erst einmal grob Richtung Casablanca. Gut 50 km vor der Stadt beginnt ein der wenigen Autobahnen des Landes. Die Frequentierung der Autobahn ist sagen wir mal spärlich. So ähnlich muss es in Deutschland Anfang der 50er Jahre gewesen sein. Der Grünstreifen in der Mitte ist gut 20m breit. Da dieses Land "nur" dem Staat gehört und nicht verpachtet ist, wird er eifrig von vielen als Agrarfläche benutzt. Einen Traktor konnten wir sogar entdecken, der mit Pflug den Grünstreifen bestellt. Fussgänger am und neben dem Pseudostandstreifen sind nicht allzu selten. Auch Radfahrer benutzen ihn, aber alle mehr oder weniger ausserhalb der Fahrbahn. Zwischendrin immer wieder braune Trampelpfade die quer über die Fahrbahn verlaufen. Mangels Brücken gehen die Anwohner halt quer über die Bahn. Genauso kann es vorkommen, dass ein Reisebus rechts anhält um Personen mitzunehmen oder raus zu lassen. Das stört hier wohl keinen. In Deutschland würde der Busfahrer für so eine Aktionwohl vorübergehend erschossen werden. Da Rabat kaum 90km weit von Casablanca liegt, entscheiden wir uns weiterzufahren. In Rabat fahren wir die Küste entlang und müssen erkennen das es hier keine Möglichkeit zum stehen bleiben gibt. Da es noch relativ früh ist und wir soweit auch noch fit sind düsen wir schon mal grob Richtung Meknes. Diese Stadt wollen wir auf jeden Fall noch besichtigen und noch einige Einkäufe erledigen. An einem Rastplatz halten wir noch kurz, um eine kleine Mittagspause einzulegen. Kaum haben wir einige Brote in den Fingern, fällt mir ein einheimischer Sattelschlepper auf, der sich auf der Wiese fest gefahren hat. Mit einem Traktor versuchen ihn einige Männer wieder herauszuschleppen. Der Traktor versinkt bis zu den Achsen und der LKW bewegt sich nicht einen Meter. Kurzerhand setze ich mich in unseren Wagen und stell mich hinter den LKW. Als ich den Fahrer des Schleppers noch einen Bergegurt gebe und ihm verständlich mache, dass wir einen Allrad-Lkw haben guckt er auch nicht mehr so ungläubig. Rechts der Traktor links wir am Anhänger und ohne große Mühe ist der Schlepper wieder frei (ok wir sperren dafür kurzzeitig die Autobahn, der daneben stehende Polizist ist davon aber recht ungerührt. Kurz danach geht es weiter Richtung Meknes. Mitten auf der Autobahn auf einmal einige Polizisten die einfach mal Fahrzeuge mitten auf der Bahn stoppen und kontrollieren. Da es hier gerade bergab geht und der LKW gerade so schön dahin rollt muss ich schon etwas in die Bremsen steigen. 10m vor dem Polizist winkt er uns gleich durch. In Meknes soll es laut Klausi sein Frau einen der schönsten Campingresorts Marokkos direkt an den Soux geben. Ich weiss ja nicht welchen Campingplatz er meint. (Obwohl ein dicker Daerr Aufkleber uns anlacht) aber das was er beschrieben hat finden wir hier nicht. Die Toiletten riechen etwas streng sehen genauso aus und sind dazu noch unbeleuchtet (deshalb sehen sie wohl auch so aus) Der Platz ist Betoniert und übervölkert mit Joghurtbechern. Wir brauchen zwar keinen Strom, hier soll er aber 38 Dirham kosten. Zum Vergleich in Marrakesch lächerliche 7 Dirham. Abends drehen Sandra und ich noch eine Runde durch die Stadt. Die Einheimischen gucken etwas verwundert. Ich geh mal davon aus, dass sich Touris wohl recht selten in der Dunkelheit hier rumtreiben. Für uns gibt es jedoch keinen Anlass uns unsicher zu fühlen. Da wir kein Brot und Kiri (Frischkäse) mehr haben halten wir an einem der Laden um einzukaufen. Sandra fragt nach Kiri und der "Tante Emma" macht sofort eine Packung auf um uns einzelne Kiris zu verkaufen. Etwas verwundert nehmen wir dann fünf einzelne mit. Noch etwas Brot und unser Frühstück ist gesichert. Im Laufe des Abends noch mit Olaf telefoniert. Er sagte uns das er gerade in der Nähe von Ouzazat ist. Noch eine beachtliche Strecke von mehr als 600km. Eigentlich eine Strecke von 2 Tagen. |